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Immer wach bleiben

Von Ute Schirmack FORUM WOCHENMAGAZIN

18.08.2017 Die Figuren in den Programmen von Robert Louis Griesbach sind immer nah dran am „echten Leben“. Ab 1. September steht der Schauspieler nun bei den „Wühlmäusen“ in dem kabarettistischen Kammerspiel „Ver(f)logene Gesellschaft“ auf der Bühne. Sein Fürsprecher ist dabei „Wühlmäuse“-Gründer Dieter Hallervorden.

Ein ordentlicher Beruf, wie ihn sich Eltern gemeinhin für ihre Kinder wünschen, schützt nicht vor Kunst und dem Leben für dieselbe. Diese Erfahrung machte der Entertainer, Schauspieler und Synchronsprecher Robert Louis Griesbach. Für den gelernten Reiseverkehrskaufmann mit dem Hang zur ernsthaft betriebenen Spaßmacherei war Schluss mit Hotelbuchungen, Reiseberatungen und Mitarbeiter-Trainings, als er sich in einem Konferenzraum der Lufthansa wiederfand. „Bei einer Schulung zu Flugreiseberechnungen stand ich an der Tafel und fragte mich, überraschenderweise sogar laut: ‚Was mache ich hier eigentlich?‘ Ab da war der Knacks drin und ich wusste, ich muss etwas anderes machen.“

„Im Flugzeug war mir klar: Ich kündige“

Nicht bei jedem führt diese Frage zwangsläufig zum kompletten Wechsel des Betätigungsfeldes. Aber bei Robert Louis Griesbach war die Leidenschaft fürs Heitere und für die Bühne schon lange vor dem magischen Moment an der Tafel vorhanden. Die Ausbildung an einer Schauspielschule stand ebenso auf dem Plan: „Leider habe ich die Anmeldefrist verpasst.“ Griesbach wusste, wie Theater funktioniert und wie er Menschen in seinen Bann ziehen kann. In „Marias Gartenhaus“, dem Sitz des Kulturvereins Charlottenburg, jobbte er und brachte 1993 ein erstes eigenes Programm auf die Bühne. „In dem kleinen Hinterhoftheater habe ich alles gemacht. Garderobe, Einlass und den Gästen die Cola gebracht.“ Das Talent zum unterhaltsamen Schreiben hatte er bereits zuvor als Abteilungsleiter bei einem Reiseveranstalter mit „originellen Rundschreiben“ an Reisebüros unter Beweis gestellt. „Ich merkte, ich kann so formulieren, dass die Leute das witzig finden.“ Dazu kam das Vermögen, das Geschriebene für die Bühne in ein Gesamtkunstwerk aus pointierter Beobachtung, Bewegung und gesprochener Sprache zu verwandeln. Aus dieser ersten Zeit auf, vor und hinter der Bühne hat er „die Macke, dass ich nicht in der Garderobe auf meinen Auftritt warten kann. Ich bin immer im Foyer bei den Leuten.“ Eine große Dankbarkeit „über jeden, der ins Theater geht und nicht nur etwas am Bildschirm einschaltet“, blieb ebenso. Griesbach machte beim Casting für die RTL-Sendung „Wie bitte“ mit. „Als ich im Flugzeug nach Köln saß, war mir klar: Ich kündige. Egal, ob ich genommen werde oder nicht.“ 1998 war er ein Jahr lang im Panel der TV-Show zu sehen. Der Wechsel des Metiers war genau das Richtige für ihn. „Du musst immer wach bleiben, Neues und Abwechslung bringen“, sagt der 56-Jährige. „Ich muss beruflich also genau das machen, was jedem im Leben gut tut.“

Mit Dieter Hallervorden auf dem Weg zur Talk Show

Im Gegensatz zum Boney-M.-Sänger weiß Robert Louis Griesbach jedoch mit seiner Stimme umzugehen. Seit 2012 setzt er sie auch ohne eigene optische Präsenz als Synchronsprecher ein. Er ist die deutsche Stimme von Eric Stonestreet, der mit der Figur des Cameron Tucker eine Hauptrolle der Serie „Modern Family“ spielt. Das wohltönende, pointierte Sprechen ist eine Fähigkeit, die ihm hoffentlich noch lange erhalten bleibt. Gerade erst endete ein Dreh mit Bastian Pastewka. Der hatte sich „die Stimme von Cameron Tucker“ für eine Episodenrolle bei „Pastewka“ gewünscht. Ab Anfang 2018 ist die neue Staffel bei Amazon zu sehen. Für die ferne Zukunft wünscht sich Robert Louis Griesbach, im Spannungsfeld von Gnade und mentaler Beweglichkeit aktiv zu bleiben. „Das Leben sollte immer spannend sein. Dann kann ich ruhig so alt werden wie Johannes Heesters.“ Als auf den Kopf und das eigene Denkvermögen angewiesener Schreiber, Sprecher und Spieler fürchtet er nur eines: „Im Alter zu verblöden und es mitzubekommen. Aber so lange ich noch sprechen kann, kannst du mich halbkomatös vors Mikro schieben. Ich kann also später mindestens immer noch Hörbücher einsprechen.“